
Cassino – Fiuggi
Auf der Fahrt nach Cassino am Vortag hatte ich bemerkt, dass mein Hinterrad sich leicht unrund anfühlte – irgendwas passte nicht. In Cassino habe ich am Abend dann einmal geschaut ob alles rund lief, und einen winzigen Höhenschlag ausgeglichen – in der Hoffnung, dass es das gewesen sein sollte.
Am Donnerstag, den 4. Mai, schaffte ich es dann wieder einigermaßen früh los, Abfahrt nach dem Frühstück etwa 07:20. Das Hinterrad lief aber immer noch nicht so richtig rund gefühlt. Nächster Gedanke: vielleicht etwas verrutscht, also einmal Luft raus und wieder rein. Ich habe eine Mini-Luftpumpe dabei, die ist aber nur dazu gedacht das Rad fahrfertig zur nächsten richtigen Pumpe zu bringen. Also war ich kurz nach Cassino schon auf der Suche nach einer Tankstelle. Erste Tankstelle: Keine Druckluft. Zweite Tankstelle: Keine Druckluft. Dritte Tankstelle: War wohl mal eine Tankstelle, aber das ist lange her. Vierte Tankstelle: Hey, es gab Druckluft! Beim Drehen des Rads in eine günstige Position sah ich dann das Problem: Der Reifen hatte eine Ausbeulung an der Seite. Das sollte nicht sein. Luft raus, wieder hingedrückt, Luft wieder rein: keine Chance, leichter Riss im Mantel. Muss wohl ersetzt werden, der nächste Fahrradladen war aber weit weg. Also bin ich erstmal weitergefahren, mit Blick auf den Reifen alle paar Kilometer. Davon abgesehen: Es war erst einmal ein wunderbarer Tag! So wunderbar, dass ich nicht nur im T-Shirt fahren konnte, sondern sogar in kurzer Hose!

Bergab habe ich es ein wenig langsamer gehalten, die Beule wurde aber auch nicht größer. Klar war aber: Der Mantel musste getauscht werden, sonst fliegt er mir früher oder später um die Ohren. Nach etwa 50 Kilometern lag sogar ein Fahrradladen in einem kleinen Ort nicht weit von meiner Route entfernt. Dort konnte ich auch einen Ersatzreifen erhalten und auch gleich austauschen, es sollte ja auch sicher weitergehen.

Etwas blöd war, dass mich diese ganze Aktion schön verdammt viel Zeit gekostet hatte. Es war schon bald 12 Uhr Mittag, und ich hatte eben erst besagte 50km geschafft. Also hab es etwas weniger Pausen (und Fotos) als sonst.

Bei etwa 80km musste ich mich dann entscheiden: Schluss machen für den Tag und etwas weniger Kilometer als sonst, dafür am nächsten Tag gleich zu Beginn einen schlimmen Anstieg. Ich entschied mich für die Durchhalte-Variante, und bis Fiuggi zu fahren. Hui, das war anstrengend! 500 Höhenmeter Anstieg (oder irgendwas in der Größenordnung) standen mir bevor! Vorher nochmal kurz zum Supermarkt, eine Flasche Wasser kaufen. Im Kühlregal lachte mich eine Vierer-Packung Kinder Pingui an. Gekauft, verspeist. Nicht dass ich sonst während der Fahrt wenig Süßigkeiten essen würde, aber sonst kann ich mich zumindest ein ganz klein wenig zurückhalten. Egal, die Energie wurde dringend benötigt. Beim Aufstieg musste ich sogar zwischendrin eine Pause einlegen. Eigentlich mache ich natürlich erst ganz oben die verdiente Pause (kurze Fotostops ausgenommen), aber hier habe ich wirklich einfach mal zwei Stunden nur in meinen kleinsten Gängen verbracht, das ging einfach nicht am Stück.


A propos kleine Gänge: Nach meiner Todkana-Tour 2018 hatte ich mir vorgenommen, die Übersetzung meines Fahrrads kürzer zu gestalten. Das habe ich zum Glück im Januar diesen Jahres endlich gemacht, und ich bin unglaublich dankbar für die zwei extrem kurz übersetzten zusätzlichen Gänge, ohne die ich hier schon mehrfach gestorben wäre. Gegen 16 Uhr hatte ich dann endlich den Pass erreicht!

Von dort an war es dann relativ leicht, und 30 bis 40 Minuten später hatte ich auch die verbleibenden 10km bis Fiuggi hinter mich gebracht. Dort angekommen war der Rezeptionist im Hotel so beeindruckt von meiner Fahrt (endlich ist das mal jemand), dass er mir ein größeres Zimmer gab und sagte, ich kann das Fahrrad einfach mit ins Zimmer nehmen.

Irgendwie ging das dann auch! Zum Abschluss wieder die harten Fakten:


Vernünftige 104km, aber mächtige 2000 Höhenmeter überwunden! Dabei fühlte ich mich am Abend nicht einmal sonderlich kaputter als sonst. Und das kann natürlich nur am endlich wirklich guten Wetter gelegen haben!