
Telese Terme – Cassino
Am Mittwoch, den 3. Mai, startete ich wieder einmal einigermaßen früh, nach dem Frühstück ging es um 7:20 Uhr im Trockenen los.
Wir hatten das Erste, ja, aber was ist mit dem zweiten Frühstück?
Ich glaub nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt.
– Der Herr der Ringe, Die Gefährten
Merry und Pippin hätten Glück, denn ich weiß natürlich, wie wichtig das zweite Frühstück ist. Wenn die Versorgungslage dies zulässt, nehme ich dies also entsprechend natürlich im nächstgelegenen Cafe/Bar/sonstwas (ist hier ja mehr oder weniger alles das gleiche) wahr. Es lief überraschend gut an diesem Morgen. Der Himmel (und so mancher Leser, der mir während des Tages komplett mit Regen überzogenene Wetterkarten sendete) lieferten etwas Grund zur Sorge, aber für den Start war es ruhig.

Nordwestlich von Telese Terme, in Alife, fand ich dann auch den zweiten Napoli-Fan-Bürgermeister.

Ziemlich schnell nach dem Start konnte ich auch meine neueste Taktik gegen die diversen Vierbeiner testen: Absteigen und Schieben. Beim ersten Hund funktioniert das ganz hervorragend, sobald ich das Rad verlasse wedelt der Schwanz. Auch bei der zweiten Begegnung: ich werde schon aus der Entfernung von zwei Hunden auf der Straße angestarrt: ich halte an, keine Reaktion. Ich steige ab, die zwei trotzen desinteressiert von der Straße. Das führt zu einigen Schiebepassagen, ist aber deutlich besser als ständig ein Rennen um die eigene Gesundheit fahren zu müssen. Immer klappt es nicht, als Fiffi plötzlich schon rasend hinter mir auftauchte zum Beispiel, aber allgemein hat es die Fahrt sehr beruhigt. Nur einmal kurz hatte ich Leonie Todesangst, als mich ein großer Omnibus bei Gegenverkehr überholen musste…. Aber hey, er hat ja vorher gehupt, dann ist es natürlich ungefährlich. Die vielen Lastwagen waren da deutlich angenehmer – die halten es meistens auch eine Minute hinter mir aus, bis sie überholen oder ich sie vorbeifahren lassen kann. PKWs fahren übrigens nicht großartig anders als in Deutschland. Viele halten angenehmen Seitenabstand, viele leider auch nicht, dafür wird aber auch deutlich weniger gedrängelt.

Außerdem habe ich einige andere Radfahrer gesehen. Zum ersten Mal kamen mir zwei andere Radtouristen entgegen – den Reaktionen nach haben sie auch länger niemanden gesehen, wir haben alle gejubelt und uns gegenseitig angefeuert. Außerdem kam mir noch ein italienischer Rennrad-Fahrer entgegen, der sich ebenfalls sehr freute. In Italien gibt es nicht viele Radfahrer.
Nach knapp 70km erreichte ich meinen Angstpunkt des Tages: Ein Pass auf etwa 450 Meter will überwindet werden, etwa 250 Höhenmeter über 5km Strecke standen an.

Es lief aber überraschend gut – Ich hatte einen gefühlten Horror-Aufstieg wie vor Monteleone erwartet, aber es lief ganz locker. Fast schon erstaunlich dass es besser läuft, wenn man nicht komplett durchnässt ist und nichts sieht. Zwei oder dreimal habe ich meine Regenjacke zwar aufgrund einsetzenden Regens zwar anziehen, aber dann genauso schnell wieder ausziehen müssen. Keine Beschwerde hier von meiner Seite!


Gegen 13 war ich auf dem Pass angekommen.

Während meiner Pause erreichte ein weiterer Radfahrer den Pass. Ich hatte mein Rad abgestellt um etwas zu essen, er zog nur kurz seine Jacke an. Ich lachte und winkte freundlich, keine Reaktion. Muss mich wohl übersehen haben. Er schaut in meine Richtung, ich wiederholte meine Gestik und rufe ein freudiges „Ciao!“ dazu – er fuhr ohne Reaktion weiter. Eventuell wird man beim absteigen vom Rad nicht nur für die Hunde unsichtbar, sondern auch für andere Radfahrer. Die nächsten Kilometer konnte ich dann diese Anfahrt genießen, und musste dabei nicht einmal in die Pedale treten:


Direkt danach gab es auch wieder einmal etwas suboptimale Bedingungen für Fahrräder…


Dabei entdecke ich sehr zufällig sogar noch einen Hinweis, dass ich wohl auf die Eurovelo 5 (die Via Romea Francigena) geraten bin – erfahrene Wanderer finden ihn vermutlich schnell, in jedem Fall braucht man ein gutes Auge!

Gegen 14:30 Uhr erreichte ich schließlich Cassino. Heute „durchquerte“ ich vollkommen überraschend eine weitere italienische Region, und zwar Molise. Ich habe einen Kaffee dort getrunken, zählt das damit als Aufenthalt? Wie auch immer: Cassino befindet sich in Lazio/Latium. Also damit die dritte echte besuchte Region der Reise! Ich hatte bis kurz vor dem Aufschlagen in Cassino noch darüber nachgedacht, aufgrund der frühen Ankunft vielleicht doch noch etwas weiter zu fahren, entschied mich aber doch dagegen. Zwar waren es nicht ganz 100km heute, dafür aber deutlich über 1000 Höhenmeter. Das sind meine zwei willkürlich gewählten Marken, von denen eine pro Tag erreicht werden sollte.


So blieb mir auch noch genügend Zeit, die plötzlich hervorgekommene Sonne zu genießen!
