
Monteleone du Puglia – Telese Terme
Nachtrag zum letzten Artikel: Am 1 Mai ist auch in Italien der Tag der Arbeit – das hatte ich etwas zu spät realisiert, und zwar am Sonntagabend, als die Supermärkte schon geschlossen waren. Ich hatte also nicht ganz so viel Zucker dabei, wie ich es gerne gehabt hätte. Und so eine Radtour verbraucht tödlich viele Kalorien. 5100 davon wurden mir für den 1. Mai angezeigt. Unabhängig davon wie genau das sein mag, sollte die Richtung klar sein. Entsprechend musste ich am Abend noch etwas mehr reinfuttern als sonst. Vorspeise, Nudelgericht UND Pizza gingen noch, den Nachtisch musste ich mir ersparen. Die eigentliche Sünde.. Entsprechend gut genährt weckte mich mein Wetter am Dienstag, den 2. Mai, morgens um 6 auf. Draußen die Geräusche von strömendem Regen. Wecker auf 7. Da war es dann sogar still draußen, und der Blick vom Balkon offenbarte:

Nicht gerade einen blauen Himmel, aber mehr als 50 Meter Sicht. Nehme ich! Auf der Suche nach dem italienischen Frühstück (Kaffee und Croissant) in der einzigen Bar des Ortes sehe ich auch ein wenig von der kleinen Stadt – ja, tatsächlich ganz nett! Nach zusammenpacken und Frühstück fahre ich gegen 8 Uhr aus Monteleone los. Auf der Straße stehen etwa alle 100 Meter Warnschilder, dass man sich auf der Eurovelo-Route 5 befindet.

Etwas googlen dazu ergibt: der Route folge ich schon seit dem Vortag, und bin ihr den Rest des Tages wohl auch gefolgt. Außer um Monteleone herum habe ich nirgends Schilder gesehen – dort dafür bestimmt 20. Sollte man nach 100 Metern vergessen haben, wo man ist. Oder es gab eine Vorgabe der Art „30 Schilder für die Eurovelo 5 aufstellen“ und die Deadline nahte.
Nach einigen Minuten konnte ich Monteleone nochmal aus der Ferne betrachten:

Die Fahrt war wieder ein wenig durchwachsen. Zunächst qualitativ eher fragwürdig und nicht wenig bergauf.


Dann im überraschend trockenen ziemlich lange bergab – und das war extrem angenehm!

Hier war meine einzige Sorge eigentlich nur die Überhitzung der Bremsen. Danach begann es dann bald wieder zu regnen, und mein Weg führte mich durch Benevento.

Damit war glaube ich auch alles in der Stadt gesehen. Weiter im Regen, bald wieder im Trockenen, und dann erneut einmal im kurzen, sehr starken Regen, habe ich um 15 Uhr Telese Terme erreicht. Ein kleines Dorf mit etwa 7000 Einwohnern, das scheinbar der Dekoration nach gerade irgendein Fest begeht:

Beim genaueren Betrachten stellte sich heraus: Nein, Neapel ist Meister geworden, und das ist Anlass genug das ganze Dorf zu dekorieren!

Neapel ist etwa 60km von hier entfernt, auf der Fahrt hierher habe ich auch keine ähnliche Deko in anderen Orten gesehen. Der Bürgermeister muss also wohl ein wirklich großer Fan sein. Das zeigt aber auch an: Ich habe Puglia/Apulien verlassen, und befinde mich jetzt in Campania/Kampanien. Auch hier sind die Hunde noch ein durchaus existierendes Problem! Bemerkenswert waren: Das Rudel von mindestens 5 Bauernhunden, von denen mich zum Glück nur einer über ein paar hundert Meter verfolgt hat; ein kleiner Hund von der Größenordnung Mops, der versucht hat mich sehr energisch zu verscheuchen, mich dabei aber primär erschreckt hat, die Hauptgefahr war dass ich ihn überfahre; sowieso ein Schäferhund bei dem ich die gegenteiligen Sorgen hatte – der war auch nicht ganz einfach abzuschütteln. Ansonsten haben die meisten Hunde mich zum Glück zu spät bemerkt, und konnten mich nur mit einigem Abstand verfolgen. Ich hoffe auf jeden Fall sehr, dass das ein eher süditalienisches Phänomen ist.
Gegen Ende der Fahrt, das heißt in diesem Fall so in etwa 50km lang, hörte sich meine Kette auch noch an wie ein Sack voll rostiger Schrauben. WD40 und Kettenöl hatte ich eingepackt mit dem Gedanken „nach ein bis eineinhalb Wochen muss vermutlich schon etwas Öl drauf, nimm es mal lieber mit.“ Realität: Das war jetzt das zweite Mal in diesem Urlaub dass ich geölt habe, und eigentlich hätte ich es auch gestern machen sollen. Was ich dafür vorgestern hätte machen müssen: Das Licht reparieren… Die Kabel hatten im komischen Steckersystem von Shimano keinen Kontakt mehr. Es war zugegeben vielleicht nicht ganz klug, ohne funktionierendes Licht im Nebel ohne Sicht einen Berg hinaufzufahren.
A propos Nebel: Am Nachmittag in Telese Terme kam dann sogar, man glaubt es kaum, die Sonne hervor! Ein hervorragender Anlass die Tradition hochzuhalten:

Die Tradition ist natürlich das Bierselfie an sich, nicht das Dosenbier. Die Biertradition in Italien… Im Supermarkt gab es nicht ein gekühltes Bier. Genug gesagt.
Zum Abschluss gibt es natürlich auch wieder die tägliche Statistik:


Der generelle Abwärtstrend sollte übrigens nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich trotzdem noch 1000 Höhenmeter klettern musste – bevor hier irgendwer auf die Idee kommt, ich wäre hier bei der Planung gänzlich unambitioniert gewesen!