
Ein Landseebär im Baltikum
In meinem letzten Beitrag habe ich angekündigt, mich im Oktober 2019 von einer Mittelmeerinsel zu melden – seit etwa Mitte Oktober 2019 steht entsprechend ein Artikel mit dem Namen „Die sieben Landseebären“ in meinen Entwürfen, der mich entsprechend immer an meine Nachlässigkeit erinnert, wenn ich die WordPress App auf meinem Handy öffne – das heißt in den nächsten zwei Wochen vermutlich geradezu täglich, da ich ja ein fleißiger Blogger bin!
Dem findigen Leser wird es schon beim Lesen des Titels aufgefallen sein: Das Baltikum ist keine Insel im Mittelmeer! In diesem Beitrag geht es entsprechend nicht um die letzte Reise im Oktober, sondern um die jetzt, im Februar 2020, stattfindende Reise in den östlichen Ostseeraum!
So richtig beginnt die Reise diesmal in – Trommelwirbel – Kiel! Die ersten 20 Stunden meiner Reise verbringe ich an Bord einer Fähre der DFDS nach Klaipeda in Litauen. Ich habe für die Überfahrt keine Kabine gebucht, da ich davon ausgegangen bin, dann in einer 4er Kabine mit drei osteuropäischen LKW-Fahrern zu landen, von denen mindestens zwei schnarchen. Stattdessen habe ich mich für die Ruhesessel-Variante entschieden. Ich schaffe es zwar, mir eine Vierer-Reihe zu sichern und somit immerhin halbwegs bequem liegen zu können, ganz so erholsam wie erhofft ist die Nacht aber trotzdem nicht. Unter anderem weil ich um mich herum mindestens drei osteuropäische. LKW-Fahrer schnarchen höre. In der Nacht beschleicht mich das Gefühl, irgendwas bei der Planung übersehen zu haben…
Irgendwie überstehe ich die Nacht aber ganz gut, ohne vor Müdigkeit umzufallen. Von der Überfahrt selbst gibt es fast keine Fotos, da ich hier nur mein Handy verwendet hatte… Dazu unten mehr. So eine Fährfahrt ist auf jeden Fall ganz nett – ein bisschen wie eine mittellange Zugfahrt, nur dass man sich selbst aussuchen kann, wann man Auslauf bekommt (auch wenn der sich, um den Bewegungsdrang zu stillen, teilweise darauf beschränkt hat dass ich 20 Minuten um das Helipad gelaufen bin).

Das auf dem Foto sind der Sonnenuntergang kurz vor Ankunft sowie das erwähnte Helipad (auf dem Sonnendeck!)… Etwa eine Stunde später war es dann endlich so weit, und ich war nach eineinhalb Tagen Reise endlich in
Klaipeda
Den älteren vielleicht noch als Memel bekannte Stadt an der Ostsee gewinnt ihren primären Charme eigentlich dadurch, dass eben die DFDS hier anlegt, ist dafür aber sehr günstig gelegen, um mit einer weiteren Fährfahrt – diese dauert aber nur 5 Minuten – auf die Kurische Nehrung zu gelangen! Diese kilometerlange Halbinsel wirkt ein bisschen als ob hier einmal ein Holländer versucht hat, etwas See einzudeichen, dann aber kurz vor Fertigstellung keine Lust mehr hatte. Die lange Halbinsel ist aber ganz natürlich entstanden, nur die mitunter sehr großen Dünen sind erst durch die Rodung des Waldes entstanden…


Links im Bild das Kurische Haff, vorne Dünen, rechts Ostsee, und hinten Russland! Auf den Dünen selbst soll man wohl eigentlich gar nicht so viel herumlaufen, ein paar Wege (so habe ich es zumindest interpretiert) sind aber durch Absperrungen, an denen man entlanglaufen darf, markiert. Die Litauer machen sich jetzt eben Sorgen darüber, dass die Dünen abgetragen werden, und versuchen diese wieder durch bepflanzen zu stabilisieren… Vermutlich hätte man die Wälder einfach nicht vor ein paar hundert Jahren wegholzen sollen.
Alles wurde aber zum Glück nicht gerodet, und so erstreckt sich über lange Strecken der Nehrung dich noch der Wald, den es zu bewandern galt!

Okay, Wald ist halt Wald, da kann man nicht so viele Fotos machen… Auf der Halbinsel habe ich entsprechend den Großteil des Tages mit Wandern auf den Dünen oder im Wald verbracht! Davon entsprechend einfach mal ein paar Impressionen:





Und nebenbei have ich den Thron Litauens gefunden, der wohl in Vergessenheit geraten war:

Die Krone ist noch in der Fertigung, aber ich vermute man wird meine Legitimität auch so nicht anfechten!
Nach einem langen Wandertag auf der Halbinsel ging es also wieder mit der Fähre für mich zurück nach Klaipeda, um mir die Altstadt zumindest noch im Dunkeln ansehen zu können.




Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir für den nächsten Tag schon die Weiterfahrt nach Riga sowieso ein Hotel dort gebucht, es gab dann aber eine unvorhergesehene Wendung: Dramaturgisch (so eine Wendung darf es natürlich erst kurz vor Ende geben) wie auch aus praktischer Sicht äußerst ungünstig habe ich hier im Hafen mein Handy versenkt… Was entsprechend ein paar Komplikationen nach sich zog… Meine Unterkunft in Klaipeda war eine kleine Wohnung in irgendeinem Appartementkomplex etwas außerhalb der Altstadt… Das Busticket für den nächsten Morgen um 8:30 war gebucht, aber natürlich ein Handyticket. Die Hotelreservierung für den nächsten Tag? Auf dem Handy. Ein wenig panisch und fluchend wie ein Landseemann (den Land-Witz erkläre ich vielleicht bei Gelegenheit mal) machte ich mich also grob Richtung Wohnung auf, und war ganz glücklich im Dunkeln den Weg gefunden zu haben. Im nächsten Schritt habe ich dann mit meinem Kindle unter großer Mühe vollbracht, mich in mein Mailpostfach einzuloggen und Ticket und Reservierung abzurufen. Das nächste Problem offenbarte sich mir dann aber beim Gedanken daran, den bis auch zu erwischen… Wie finde ich zum Bahnhof? Wie wache ich überhaupt rechtzeitig auf ohne Wecker? Irgendwann hatte ich dann zum Glück noch einen kurzen Augenblick der Klarheit, und mir fiel ein dass ich auf der Karte ein Einkaufszentrum in der Nähe gesehen hatte… So schaffte ich es dann immerhin noch, mir im örtlichen Elektronikfachhandel (abends im halb zehn…) das billigste Smartphone im Laden zuzulegen. Die Frage nach einer Smartphoneversicherung verneinte ich übrigens natürlich – wer braucht sowas schon?
Natürlich ein toller Start in den Urlaub, aber so hatte ich zumindest wieder die digitale Kontrolle wiedererlangt, wenn auch noch ohne Simkarte oder diverse Tools, die das Reisen (und bloggen) so viel einfacher Mehrheit!
Nach so Totalkatastrophen muss man immer „Lessons learned“ zur Verfügung stellen, habe ich erfahren – abgesehen davon dass ich in Zukunft vielleicht weniger dum sein sollte, hab ich mir aber natürlich noch nichts besonderes überlegt – wir sind hier ja schließlich nicht bei „Jan mit Masterplan!“