Unterdessen auf dem Meer

Unterdessen auf dem Meer

Das gute an unserem Universum ist, dass verschiedene Dinge parallel passieren. Zumindest ist das die Vorstellung, die wir davon haben. Daher hat mich Jan gezwungen gebeten über den Segelteil meiner Reise zu berichten.

Nach dem Split in Split nahm ich den Bus Richtung Norden, um mich in Zadar mit der Skipperfamilie, bestehend aus den beiden Skippern und dem sechsmonatigen Bordbaby zu treffen. Der nächste Tag war vor allem mit Vorbereitungen ausgefüllt. Wir haben alleine zwei Stunden im Kaufland zugebracht, um Proviant für fünfeinhalb Personen und sechs Tage einzukaufen. Der ganze Kram hätte fast nicht ins Taxi gepasst. Danach konnten wir auch schon unser Boot, die „HzweiO“, in Empfang nehmen. 38 Fuss pure Energie, naja der Skipper berichtete Stolz es handle sich um das günstigste Schiff des gesamten Mittelmeeres. Wer ihn kennt kann sich seine Begeisterung über diese Tatsache vorstellen. Bei genauerer Beobachtung zeigte das Böötchen auch tatsächlich einige Schwächen, aber (hier nehme ich eine wichtige Pointe vorweg) wir sind nicht gesunken. Am Abend kommen dann die letzten beiden Crewmitglieder an und nach ein paar Begrüssungsdrinks die erste Nacht an Bord. Sie endet am nächsten Morgen mit einer nicht zu unterschätzenden Herausforderung: Dem Weg zur Toilette.

Das man nicht viel häufiger von Seglern hört, die von der Gangway gefallen sind überrascht mich noch immer.

Es konnte also endlich losgehen, wobei sich der erste Tag mit anfängerfreundlichen Windverhältnissen zeigte. So hatten alle die Chanca sich ein wenig mit dem Handling des Bootes vertraut zu machen. Gibt ja schon so eins, zwei Schnüre und alle haben komische Namen.

Doch schon Tag zwei zeigte sich mit typisch balkanischem Wetter: Dauerregen und steife Brise. Die meisten Crewmitglieder waren auf solche Bedingungen mit professioneller Ausrüstung vorbereitet. Arne gehörte mal wieder nicht zur Mehrheit. In diesen Bedingungen zeigte sich ein unschätzbarer anatomischer Vorteil des Bordbabys: Ein nur rudimentär ausgebildeter Gleichgewichtssinn schützt vor Seekrankheit. Und so lange Mama da ist, ist die Welt für den Zwerg in Ordnung. Abends wurde dann meist in irgendwelchen Buchten an Bojen angelegt. Das Problem dabei ist, dass diese Bojenfelder verpachtet sind und irgendwann kommt jemand zum kassieren. Als wir am dritten Tag zum ersten mal wieder in einen Hafen einlaufen, stellen wir fest, dass der Liegeplatz hier günstiger ist als im Bojenfeld. Bei freier Nutzung der Infrastruktur im Hafen. Wenn ich gross bin werde ich Bojenfeldpächter…

In besagter Marina auf der Insel Murter hatte ich dann mal wieder die Chance einen kleinen Ort zu erkunden und, tatatataaa, ein Bierselfie zu schiessen.

Die folgenden Tage boten nicht mehr viel spektakuläres. Segeln, baden, entspannen in hoher Dosis. Am Freitagabend meisterten wir mit dem Anlegen in der recht engen Marina von Zadar auch unser letztes Manöver. Ein grosses Lob an unseren Skipper, der seine Segelnovizen stets sicher ans Ziel brachte.

Am Samstag machte ich mich dann auf den Weg nach Zagreb. Für die Gepäckaufgabe musste ich immerhin einen Kuna ( immerhin 15 cent) zahlen und es gab eine Quittung. Bisher hatte ich die Gepäckgebühren für ein Nebengeschäft der Bsfahrer gehalten. Auf der Autobahn waren ausser Reisebussen fast ausschliesslich ausländische Autos unterwegs. Der Kroate scheint seine, kostenpflichtigen, Autobahnen zu meiden. Im Bus kam mir der grandiose Gedanke, meine Groundhoppingliste in Zagreb etwas zu erweitern. Ein bisschen balkanische Sportstimmung schnuppern. Nach kurzer Recherche fand ich den Erstliga- Handballkracher MRK Metalac gegen den aktuellen Tabellenführer UMAG (keine Ahnung, ob es sich hierbei um eine Stadt, einen Sponsor oder dad Maskottchen handelt). Dabei muss erwähnt werden, dass es sich in Wahrheit um eine 1b Liga handelt. Die erste Liga besteht aus nur einer Mannschaft, die erst am Saisonende in den nationalen Wettbewerb eingreift, um dann den Meister der Liga zweimal abzuwatsche.

Der Veranstaltungsort erwies sich als typisch für Zagreb, im Eingangsbereich erstmal drei Cafes. Dafür nirgendwo eine Kasse oder ähnliches. Lauf ich halt so durch. In der Halle, die etwa 1500 Zuschauer fasst, befinden sich 30 Minuten vor Anpfiff vielleicht 20 Leute. Dies sollte sich auch in der nächsten halben Stunde kaum ändern. In den ersten zehn Spielminuten füllt sich die Halle dann aber deutlich auf etwa 500 Fans. Die mussten vermutlich alle erst noch ihren Kaffee austrinken. Sympathisch ist, dass Viele sich Chips oder ähnliches mitgebracht haben. Getränke gibts aber keine. Auch verfolgen die meisten das Match eher gleichgültig. Vielleicht ist die Halle einfach der wärmste Platz im Viertel, aber definitiv kein Hexenkessel.

Meinen letzten Tag habe ich dann mit verprassen des verbliebenen Geldes in diversen Cafes verbracht. Ein echter Zagrebtag. Dabei gab es dann noch ein bisschen Sonnenbrand. Jetzt sitze ich im Direktzug Zagreb-Darmstadt und habe Jans Wunsch nach einem Gastbeitrag erfüllt.

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